Wenn Alleinsein zum Problem wird.
Was ist Einsamkeit?
Einsamkeit bezeichnet meist die Empfindung, von anderen Menschen getrennt und abgeschieden zu sein. Doch zunächst sollte man unterscheiden: bin ich wirklich einsam oder bin ich nur alleine? Denn man kann auch Alleinsein, ohne einsam zu sein. Alleinsein kann man auch genießen, Einsamkeit hingegen nicht. Einsame Menschen sind sozial isoliert und diese Isolation geht meistens unbewusst von ihnen selbst aus. Durch gefühlte fehlende Wertschätzung und Beachtung durch andere entsteht das Gefühl der eigenen Unzufriedenheit mit sich selbst. Dieses Gefühl kann in jedem Alter und in jeder Lebenssituation entstehen. Vor allem, wenn sich im Leben drastisch etwas ändert, wie Trennung vom Partner, Verlust eines lieben Menschen, Jobverlust oder andere Lebensumstände, bei denen man sich in der Einsamkeit verfängt. Auch Armut und gesundheitliche Probleme können zu Einsamkeit führen. Wer wenig Geld hat oder gesundheitlich eingeschränkt ist, ist eh von vielen Aktivitäten ausgeschlossen.
Am Anfang versucht man oft noch krampfhaft alles dagegen zu tun, um nicht in die Einsamkeit abzudriften, obwohl man sich missverstanden und verloren fühlt. Aus Angst vor der Einsamkeit teilt man sich auch seinen engen Freunden nicht mehr mit. Man selbst fühlt sich dadurch im Stich gelassen, weil niemand bemerkt, wie schlecht es einem wirklich geht. Und vor allem wird Einsamkeit an Geburtstagen, wenn niemand da ist und man alleine vor einem Stück Kuchen sitzt, oder besinnlichen Feiertagen als sehr bedrückend wahrgenommen. Wenn andere sich mit ihren Lieben wohlfühlen und gemeinsam feiern, fühlt man sich selbst einsam, das Leben erscheint schwer und die Seele leidet. Man sollte sich mal in unserer schnelllebigen Zeit ein paar Minuten nehmen, mal über die Millionen Menschen nachdenken, die es akzeptieren müssen und haben, das es Wochen oder sogar Monate dauern kann, ohne dass sie mit jemand reden können. Und dies jetzt ihr Leben ist.
Einsame Menschen leben nicht mehr, sie vegetieren vor unseren Augen.
Alleinsein ist jedoch nicht gleich Einsamkeit. Manchmal kann das Alleinsein, ohne andere Menschen, nur für sich selbst verantwortlich, sehr erholsam sein und die Akkus wieder voll aufladen. Jedoch sollte man nicht zu lange alleine sein, denn eine Schlüsselkompetenz in unserer Gesellschaft ist Sozialkompetenz. Wir Menschen sind nun mal soziale Wesen, fehlen uns andere Individuen als Gesprächspartner werden wir mit der Zeit geistig unflexibel. Wer kein Feedback und keine andere Meinung mehr an sich lässt verarmt geistig und fällt in die Spirale der Einsamkeit. Gut dosiert kann das Alleinsein also eine belebende Wirkung für Körper, Geist und Seele haben, jedoch eine zu große Dosis birgt große Gefahren der Einsamkeit.
Bei vielen Menschen verursacht Einsamkeit, wie verschiedene Studien zeigen Bluthochdruck, Depressionen, Herzerkrankungen und Schlafstörungen. Wer sich einsam, alleine und ausgeschlossen fühlt, leidet unter chronischem Stress mit all seinen Konsequenzen. Die Folge ist, dass man keine Impulse mehr verspürt Wege zu finden neue Bekanntschaften zu schließen, oder alte aufleben zu lassen.
Vor allem im Alter, wenn der geliebte Partner uns verlässt, die Familienmitglieder zu weit weg wohnen und nur selten zu Besuch kommen, fühlt man sich sehr schnell Isoliert. Nicht selten sehen einsame Menschen, vor allem Senioren keinen Sinn mehr im Leben und würden es am liebsten beende. Leider ist es auch oft so, dass viele alte Menschen keine Familie und keine Freunde mehr haben, vielleicht sogar in einem Wohnblock ohne Kontakt zu den Nachbarn leben. Da kann es dann passieren, dass jemand zu Hause stirbt, ohne das es überhaupt bemerkt wird.
Fest steht, dass einsame Menschen unsere Unterstützung und unsere Hilfe brauchen. Ein Smalltalk oder sogar eine Umarmung kann einem einsamen Menschen schon Auftrieb geben und verhindern, dass sich die Einsamkeit ausbreitet. Der Trend lässt jedoch befürchten, dass es in Zukunft mehr einsame Menschen geben wird. Vieles bleibt anonym und der Mensch kümmert sich nicht um den Menschen. Durch die vermehrte Nutzung der sozialen Medien verkümmert unsere soziale Kompetenz immer mehr.
Sind wir moralisch schon so verkommen, dass wir ein Gesetz brauchen um die Einsamkeit zu bekämpfen und die Menschen nicht alleine zu lassen? In Großbritannien gibt es seit neuem eine Staatssekretärin für Einsamkeit. Ihre Aufgabe ist die Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen zur Bekämpfung der verbreiteten Einsamkeit im Vereinigten Königreich. Brauchen wir in Deutschland auch eine derartige politische Initiative um den Menschen zu helfen und die Einsamkeit zu bekämpfen? Jeder sollte helfen der Einsamkeit gegenzusteuern, denn das geht uns alle an. Die Menschen nicht in ihrer Isolation alleine lassen und vor allem unsere älteren Mitmenschen nicht vergessen und im Stich lassen. Eine kleine Geste, ein liebes Wort ist so viel Wert. Es kann jeden von uns treffen!
Einsamkeit ist ein schwerer Gegner, den man alleine nicht besiegen kann!
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